Das Wunder der Präsenz anhören

von Nicole Paskow

 

Oft sind Tiere und Kinder in der Lage unser Denken für Momente auszuhebeln und uns grundlos durch ihr einfaches Dasein zu erfreuen. Kleine Kinder laufen umher und berühren so viele Menschen mit ihrer Tollpatschigkeit und ihren großen, wachen Augen. Man will sie beschützen und einfach nur dabei begleiten, wie sie durchs Leben tapsen. Ähnlich ist es auch bei Hunden oder Katzen oder anderen Tieren, die man beobachten kann. Sie sind einfach nur hier und machen, was sie eben
so tun.

Allein ihr Dasein reicht aus, um ein Lächeln auf mürrische Gesichter zu zaubern und bei ihrem Anblick Freude zu empfinden. Sie können den Gedankenstrom, der bei den meisten Menschen ununterbrochen läuft, für Augenblicke unterbrechen und sie hierherholen, wo die grundlose Freude wohnt: In der Präsenz des Daseins selbst.

Die Präsenz, die von Natur aus in unserem Dasein liegt, ist kein esoterischer Hokuspokus und kein spirituell-geistiges Konstrukt, sie ist nichts Geringeres als die dem Menschen zugrundeliegende Natur. Die Einfachheit dieser Tatsache zeigt sich darin, dass jeder Mensch in der Lage ist, sich auf sie zu besinnen. Und zwar immer dann, wenn er hier und jetzt anwesend ist.

Es fällt auf, wie angenehm es ist …

Das bedeutet, die Aufmerksamkeit, die ansonsten permanent mit dem beschäftigt ist, was in der Wahrnehmung auftaucht, (Gedanken, Gefühle, Menschen, Umstände, Situationen …) ist gerade unbeschäftigt und liegt allein bei sich selbst. Du bist einfach nur da und wirst Dir Deiner grundlosen und zwecklosen Anwesenheit gewahr.

Hier fällt Dir erstmal auf, wie angenehm sich das Verweilen in der Präsenz, die Du bist, anfühlt. Sie scheint allerdings erst dann auf, wenn der Geist ruht. Dann fällt auf, dass sich das Gewahrsein, das immer da ist, seiner selbst bewusst ist. Die Präsenz weiß also um sich. Und dafür muss sie gar nichts „tun“.

Im Gegenteil, erst im geistigen Nichttun, tritt die Präsenz in den Vordergrund der Erfahrung. Manche kennen das in Zuständen der Erschöpfung. Wenn man sogar zum Denken zu schwach ist. Dann liegen wir vielleicht auf dem Sofa oder im Bett und schauen einfach nur aus den Augen und sind nur „da“.
Weder wollen wir etwas, noch wollen wir etwas nicht.

Jeder Gedanke verbraucht Energie, Präsenz verbraucht gar nichts

Diese Erfahrung muss nicht erst eintreten, wenn wir körperlich und geistig am Ende sind. Das Schöne ist, dass wir nichts brauchen, um uns unseres Daseins gewahr zu sein. Im Gegenteil, für alles andere müssen wir geistig aktiv werden und Energie verwenden. Jeder Gedanke verbraucht Energie, jedes Gefühl, jede Meinung und ihre emotionale Ladung, wenn wir sie verteidigen wollen, benötigt Kraft. Jeder Glaube an etwas strengt an.

Es ist eine unglaubliche Erfahrung, festzustellen, dass das grundlegende, natürliche Dasein weder geistige noch körperliche Aktivität benötigt, um sich als existent zu erfahren. Präsenz ist schon, auch wenn kein Mensch sich jemals auf sie besinnen würde. Nichts macht sie ungeschehen, nichts kann sie vom Dasein abhalten, nichts kann sie verändern oder trüben. Sie ist in jedem Menschen anwesend, wie ein Lebenslicht, das ihn aufrechterhält. Und sie ist in jedem Menschen dieselbe Präsenz, da jeder Mensch dieselbe Entdeckung macht, wenn er sie macht.

Wir müssen an nichts und niemanden glauben, um die Erfahrung unserer Anwesenheit zu machen. Wir brauchen weder die Wissenschaft noch die Religion noch die Spiritualität, keine Philosophie und kein Glaubenssystem, um die Augen zu schließen, den Mund zu halten und nur zu spüren, was hier anwesend ist. Einzig und allein der Sog in unsere gewohnten Glaubenssysteme redet uns ein, dass es um mehr geht als um das. So einfach kann es doch nicht sein. Nicht wahr? Wir müssen erst Gott dazu sagen oder Universum, oder Bewusstsein oder ICH BIN oder was auch immer, dann müssen wir es aus uns herausstellen, um es anbeten oder suchen und finden zu können und dann müssen wir hoffen, dass uns die Gnade ereilt es in diesem Leben noch zu schaffen, das alles zu verstehen.

Nein … so einfach ist das nicht!

Weil es nicht so einfach sein kann. Warum? Wer sagt das? Doch nur der Glaube daran, dass es kompliziert sein muss, sich selbst auf den Grund zu gehen. Verweilt man jedoch geistig, emotional und körperlich dort, wo man gerade ist, geschieht es, dass man einfach nur deckungsgleich mit sich selbst ist. Präsenz ist sich ihrer selbst gewahr. Hier und ausschließlich hier kann die Vertiefung geschehen, die nötig ist, um sich ihrer Strahlkraft so bewusst zu sein, dass dem Sog der Glaubenssysteme freudig widerstanden wird. Mühelos. Weil es absurd erscheint, hier wieder raus zu sollen.

Wofür? Um sich über irgendetwas und irgendjemanden aufzuregen? Sich wieder Sorgen zu machen? Um irgendetwas für unmöglich zu halten und zu glauben, dass die Dinge irgendwie anders laufen müssten? Um recht zu haben und danach zu trachten auch recht zu behalten, damit die anderen Idioten ein für alle Mal Bescheid wissen, wer es wirklich weiß? Um Applaus für irgendetwas zu bekommen und sich bestätigt zu fühlen, und sich dann wieder zu grämen, wenn er für irgendetwas anderes ausbleibt? Um es allen recht zu machen, damit man sich endlich mal entspannen kann? … Wie anstrengend, nicht? Weder Gewalt, noch Lieblosigkeit, noch Manipulation oder Kriminalität in irgendeiner Form sind im Licht Deiner Präsenz denkbar.

Es ist unsere Aufmerksamkeit, die immer in Bewegung ist, sie heftet sich hierhin und dorthin, je nachdem, was bewusst oder unbewusst gerade von geistigem Interesse ist.

Willst Du Dir Deiner Präsenz gewahr werden, dann interessiere Dich für Deine Präsenz. So einfach ist das. Dann richte Deine Aufmerksamkeit auf sie und damit auf sich selbst und nicht auf all das, was Dich davon abhält sie zu erfahren. Erforsche sie, ergründe sie, schau hin!

Es ist natürlich …

Weil Du es kannst. Weil jeder Mensch mit diesem Instrument ausgestattet ist. Die meisten wissen nichts davon oder sie glauben nicht daran, dass auch sie die Schönheit, Entspanntheit und einfache Freude ihres Daseins einfach so und sogar permanent erfahren können, indem sie sich von nichts Geringerem ablenken lassen und einfach nur hierbleiben, wo sie sind.

Dann wird es offen-sichtlich: Das unfassbare Wunder, dass wir hier sind. Über das kein Mensch sagen kann, woher es kommt und was es ist. Wir können nur beschreiben und spekulieren und versuchen die Spekulationen zu beweisen, was ein endloses Unterfangen ist, und viele Wissende schafft, die nur glauben etwas zu wissen, was aber gar nicht durch Wissen wissbar ist.

Und das liegt nicht daran, dass die Technologie noch nicht so weit ist, dass wir es wissen könnten. Es liegt daran, dass Präsenz, die sich selbst erfährt, nichts über sich wissen muss, denn sie ist, was sie ist. Sie weiß aus sich selbst heraus, was es zu wissen gilt. Das genügt, um sich gar nicht mehr aus diesem Erfahrungsfeld herausbewegen zu wollen. Weil es so schön ist: Einfach, unaufgeregt, entspannt und klar. Von hier aus haben wir als Menschheit noch gar nicht begonnen zu leben. Wir wissen überhaupt nichts darüber, weil wir uns noch nicht gewagt haben nicht zu wissen und einfach nur die Erfahrung reiner Präsenz zu machen. Aber wer weiß? Vielleicht ändert sich das ja hier und jetzt.

 

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