Ein Riss in der Realität - anhören

von Nicole Paskow

 

Um bei der folgenden Betrachtung mitgehen zu können, müssen wir uns darüber einig sein, dass jeder Mensch ein eigenes Universum darstellt. Denn das ist so. Sieh in Dich selbst. Lassen wir im Augenblick die Präsenz beiseite, die immer durch alles hindurchscheint, oder richtiger: die immer als alles erscheint, ohne das Erschienene zu sein, und damit immer unverändert in jedem Menschen und als jeder Mensch anwesend ist – wenn wir also von ihr absehen, verbleibt das, was sich zeigt.

Was sich zeigt ist sichtbar: andere Menschen, die Natur, Landschaften, Städte, absolut alles Wahrgenommene. Du nimmst wahr, was Du wahrnimmst. Den Ort, wo Du gerade bist, die Umgebung, in der Du Dich gerade befindest, mit allem darin, was gerade da ist.

Das Unfassbare ist, wenn wir mal ganz nah herangehen, dass nur Du allein das wahrnimmst, was Du wahrnimmst. Kein zweiter Mensch nimmt die Welt exakt so wahr, wie Du. Das geht einfach nicht. Aus ganz banalen Gründen. Jeder Mensch ist in seiner Zusammensetzung vollkommen verschieden zu einem anderen Menschen. Jeder hat eine andere Art der Wahrnehmung. Durch Dispositionen, Genetik, seine Erlebnisse usw. Durch uns sieht zwar immer derselbe Blick in die Welt, doch die Persönlichkeit eines jeden Menschen, bewertet alles unterschiedlich und sieht deshalb die Dinge immer anders als eine andere Persönlichkeit.

Selbst jedes Huhn ist einzigartig

Seitdem ich Hühner habe, weiß ich, dass selbst jedes Huhn eine andere Persönlichkeit hat. Das eine stänkert immer und will sich ständig behaupten, das andere ist sanfter und geht seiner eigenen Wege. Das dritte rennt stets mit den meisten Mehlwürmer davon, das vierte ist ein Mitläufer, der sich anpasst und das fünfte lässt sich sogar auf den Arm nehmen.

Ich bin sicher, dass selbst Ameisen sich in ihrem Wesen unterscheiden. Selbst Bakterien, bis hin zu den kleinsten Zellen. Die Fülle der Verschiedenartigkeit ist grenzenlos. Es ist, als ob Bewusstsein alles erfahren will, als was es erscheint. Deshalb wird es dort, wo es erscheint, in absoluter Weise zu der Form, die es verkörpert. Nur so können wir uns unterscheiden, weil es sich in jeder Form vergisst und einhundertprozentig erfährt, wer es als dieses Huhn ist, als diese Ameise, als dieser Mensch …

Es ist also kein Fehler des Lebens, sich als reines Bewusstsein in allem, als das es erscheint, selbst zu vergessen. Mein Lieblingshuhn ist nur deshalb es selbst, und so vollkommen sichtbar, weil Bewusstsein sich total darauf eingelassen hat, dieses Huhn zu sein. So, wie es sich total darauf eingelassen hat, als Du zu erscheinen.

Du kannst Dich erkennen

Nur im Gegensatz zu meinem Huhn, hast Du die Option, das zu erkennen. Das Huhn braucht das nicht. Ihm reicht es die anderen zu ärgern, genug Platz zum Scharren zu haben, leckeres Futter und was halt ein Huhn so braucht. Manchmal mag man meinen, dass auch Menschen so selbstgenügsam sind. Doch in ihrer Anlage sind sie es nicht. Ob sich die Anlage entfaltet, steht auf einem anderen Blatt.

Worauf will ich hinaus? Auf Deine einzigartige Sichtweise. Die nur Dir gegeben ist. Es ist eine Schande, wenn Du ihr nicht folgst. Wenn Du stattdessen anderen Menschen deren Sichtweise auf die Welt glaubst, ohne Deine eigene entdeckt zu haben. Nein, wir sind nicht dazu da anderen zu folgen. Andere können uns zutiefst inspirieren. Ich weiß das. Ich lasse mich unendlich gern von anderen inspirieren. Doch die Inspiration findet immer in dem Bewusstsein statt, das ich bin.

Und somit ist jede Inspiration eine Selbsterfahrung. Ich erfahre mich durch den anderen selbst. Denn alles, was ich erfahre, findet in meiner Wahrnehmung statt. In dieser Wahrnehmung, die also hier ist, wo dieser Körper stattfindet, der Ich zu sich sagt. Spannend, oder? Jeder Mensch sagt „Ich“ zu sich. Wir heißen tatsächlich alle „ich“. Und wenn das nicht schon ein perfekter Hinweis auf unser Einssein im und als Bewusstein selbst ist …

Auf zur Selbstexpedition

Kein Mensch sieht die Welt wie ein anderer Mensch. Jeder ist ein eigenes Universum, mit eigenen Farben und Möglichkeiten. Je mehr wir uns auf uns selbst einlassen können und zur Selbstexpedition aufbrechen, um so deutlicher wird, wie allein wir mit unserer Wahrnehmung sind. Einzig und allein.

Und wenn wir den ersten Reflex mal beseite schieben, der sich an dem „allein“ aufhängen will und als negativ bewerten möchte und gleich weitergehen zu bemerken, was das eigentlich heißt, dann können wir folgendes sehen: Meine Wahrnehmung der Welt und aller Dinge darin, einschließlich meiner selbst, ist unendlich. Wenn ich allein meine Wahrnehmung bin, weil alles, was darin auftaucht in ihr auftaucht, dann ist diese Wahrnehmung alles und überall. Sie ist im kleinsten Winkel, den ich einsehen kann. Ob ich nur daran denke oder ihn tatsächlich sehe. Auch das Denken inklusive aller Gedanken und Gefühle ist wahrgenommen.

Alles erscheint in meiner Wahrnehmung. Meine Wohnung, meine Stadt, alle Menschen darin, meine Familie, mein Hund, Afrika, die Ukraine, die Nachrichten, die von unendlich weit entfernten Ländern sprechen, von unbekannten Menschen und ihren Entscheidungen, der Baum vor meinem Haus, der Lidl um die Ecke, der Himmel vor meiner Nase, die Ideen in meinem Kopf … alles … alles …

Jede Wahrnehmung ist absolut wie sie ist

SO groß bin ich. Und nun bekommen wir auch gleich die Antwort auf die Frage: Wer oder was bin ich? Ich bin diese Wahrnehmung mit allem Wahrgenommenen. Das bin ich. Und nicht dieses kleine Ich, das alles, was es erfährt auf einen kleinen, verdichteten Punkt – sich selbst, bezieht.

Und das Verrückteste: Du bist das auch. Mit Deiner Wahrnehmung.
Jede Wahrnehmung ist absolut. Sie ist überall so, wie sie ist. Die eine Wahrnehmung selbst, zeigt sich durch alle Augen dieser Erde. Inklusive der Erde. Auf jeweils einzigartige Weise. Ist das nicht unendlich schön?

Nicole Paskow ist ein Paar Augen, die auf ihre Weise in die Welt sehen, Du bist ein zweites Paar Augen, die auf ihre Weise in die Welt sehen und so weiter. Es gibt Milliarden Weltbilder. In einer Welt, die sich ineinander erfahren, weil sie einander erscheinen. Keines ist für sich allein wahr und doch sind alle in sich stimmig. Und nur um diese Stimmigkeit geht es.

Folge Dir

Wenn Du Deiner Wahrnehmung ganz unvoreingenommen folgst, wenn Du sie von Zweifeln an ihr bereinigst, wenn Du aufhörst anderen Wahrnehmungen mehr zu glauben, als Deiner, dann gibt es einen Riss in Deiner Realität. Die Welt rückt Dir dann auf einmal sehr, sehr nahe. Sie ist nicht mehr feindlich oder fremd. Nichts, wovor Du Dich schützen oder gar verstecken musst.

Denn Du merkst: Ich nehme MICH wahr. Wohin ich auch blicke, sehe ich eine Antwort auf MICH. Und zwar, um genau zu sein, nehme ich eine Antwort auf die Unvoreingenommenheit wahr, die ich bin. Oder die Voreingenommenheit. Je nachdem, wofür ich mich halte. Das sehe ich.

Dieser Riss zeigt Dir, dass alles, was Du wahrnimmst keine feststehende Sache ist. Du erblickst die Welt auf Deine Weise. Und kannst darin entdecken: Das, was sieht ist überall gleich. Das, was gesehen wird, variiert auf unterschiedlichste Art. Je nachdem wie klar uns ist, was es ist, das durch uns sieht.

Es ist Dein Blick, der kreiert

Alles richtet sich nach der Art Deines Blickes auf Dich und die Welt. Dein innerer Zustand, die Gefühle, die Du wahrnimmst, erscheinen stimmig, wenn Du sie nicht mehr wie etwas Fremdes ansiehst, das Du nicht in Deinem Haus haben willst.  Die Wahrnehmung nimmt alles wahr, was passiert. Ob in Deinem Körper oder außerhalb davon. Wenn Du sie in Ruhe lässt, merkst Du, dass selbst der größte Schmerz Dich nicht umbringt. Wenn Du völlig in einer Depression steckst, die nicht durch einfaches Sehen erlösbar ist, dann geh noch tiefer rein.

Hab keine Angst. Breite Dich in ihr aus, bis in den letzten Winkel. Sei genau das, was Du erfährst. Und sie löst sich in der Erfahrung auf. Sobald sie vollständig erfahren ist und nichts mehr von ihr abgewehrt wurde und somit nichts mehr übrig ist. Übrig ist immer nur das Unerfahrene, das keinen Zutritt bekommen hat in Deine bewusste Wahrnehmung. Es bleibt, solange bis Du hingesehen hast.

Wahrnehmung oder Präsenz sind das Gleiche. Es ist die unverrückbare Anwesenheit, die als Welt erscheint. Als Stille in Bewegung. Die Stille ist in jedem Menschen gleich, die Bewegung zeigt sich als alle Schwingungen, alle Farben, alle Möglichkeiten, die in Deinem Licht erscheinen. Hab keine Angst vor Dir in keiner Gestalt. Weder als Schmerz, noch als Angst, noch als Trauer, noch als Entsetzen, Mutlosigkeit oder Kopfschmerz … Du bist als Wahrnehmung so unfassbar groß, dass Du alles fassen kannst. Hier reißt die Leinwand vor Deinen Augen und offenbart Dir Deinen Anteil am Bild, das Du zu sehen bekommst: Du bist die Schöpfung.

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