Manifestation ist nichts, was wir tun müssen. In der Esoterikszene steht dieser Begriff für die scheinbare Selbsbestimmtheit, die ein Mensch hat. Ihm wird suggeriert, dass er sich das Leben seiner Träume erschaffen kann, wenn er es sich nur deutlich und emotional genug vorstellt. Wenn er bereits geistig und emotional vorwegnimmt, was noch nicht materiell wahrnehmbar und damit noch nicht im Außen manifestiert ist, bringt er es mit dieser Methode in die Wahrnehmung.

Dieses Prinzip ist absolut richtig. Alles, was wir materiell wahrnehmen können, war zuvor als Idee im Geist präsent. Doch die Sache hat einen Haken. Wenn das Traumauto und der Traumjob noch nicht greifbar sind, hat das einen Grund, der viel tiefer liegt und nicht mit ein bisschen „Wünsch Dir was“ hervorgezaubert werden kann.

Es ist die Persönlichkeit, das Ego, das seine eigenen Wünsche und Vorstellungen vom Leben hat, das uns daran hindert zu sehen, dass Manifestation zu jeder Zeit geschieht und immer folgerichtig ist. Sie folgt dem, was möglich ist. So, wie Wasser immer dort fließt, wo es fließen kann, wo ihm nichts im Weg steht, so folgt das, was wir tatsächlich wahrnehmen, den Gegebenheiten unseres Geistes und der Richtung unserer Aufmerksamkeit.

Kein Yin ohne Yang, kein Yang ohne Yin

Es ist das Unsichtbare, was das Sichtbare erschafft. Unsichtbar sind oft unsere Motive, die uns handeln lassen, um etwas zu erreichen.

Alles, was Du in Deinem Leben vorfindest, ist Ausdruck dessen, wer Du bist und was Du denkst und fühlst. Du manifestierst die Dinge Deines Lebens in jeder Sekunde durch Deine Art des Seins. Es kommt nichts anderes in Dein Leben, weil Du nichts anderes sehen kannst, als das, was Du bist.

Manifestationsgurus erzählen Dir, dass Du es schaffen kannst, etwas anderes zu leben und zu erleben, als Du es bisher tust. Du musst dazu nur Deine Vorstellungskraft ausdauernd und intensiv genug bemühen. Das stimmt prinzipiell, denn alles Manifeste ist Ausdruck davon wie intensiv etwas gesehen (wahrgenommen) wird. Aus dem Sehen heraus geschieht Handlung, die umsetzt, was im Geist wahrgenommen wird. Doch den Raketenantrieb, den man dazu benötigt, um etwas willentlich in die Wahrnehmung zu zwingen, was nicht da ist, hat kein Mensch, der zu Manifestationsgurus geht.

Hätte er sie, wäre er nicht dort. Kann man sie entwickeln? Nicht auf diese Art. Denn diese Art und Weise geht am Kern vorbei. Der Kern ist, dass die Welt, die wir erleben ein 1:1 Abbild der Glaubenssysteme in den Köpfen der Menschen darstellt.

Dein Leben ist ein direktes Abbild Deiner Art das, was Du erfährst, zu interpretieren. Die Dinge erscheinen, wie Du sie siehst, Sie sind nicht so, wie Du sie siehst. Im Grunde erleben wir unsere Interpretation und nicht die Wirklichkeit dessen, was geschieht. Denn die gibt es gar nicht. Die Wirklichkeit ist: Die Dinge geschehen, wie sie geschehen. Da ist niemand drin, der sie tut. Die Dinge sind immer leer. So wie Gewitter entsteht: Einander bedingende Kräfte führen zu diesem Ereignis. Niemand macht das Wetter. Es ist Ausdruck der gegebenen Einflüsse.

Du siehst die Welt, wie Du bist

Mehr kann man über die Dinge gar nicht sagen. Sie geschehen und wir reagieren auf sie so, wie wir sind. Durch das, was wir glauben und meinen.

Wir glauben und meinen unglücklich zu sein, wenn dieses und jenes nicht geschieht oder wenn es geschieht. Wir meinen dieses und jenes zu brauchen, um glücklich zu sein. Und danach richtet sich unser Leben. Weil hier das Wasser so durchfließt, wie es eben kann. Es ändert sich erst etwas, wenn das erkannt ist.

Wenn gesehen wird, dass nur das eintritt, was wir tief und unbemerkt glauben wert zu sein, zu verdienen, was uns zusteht. Und oft liegt die Diskrepanz zu dem, was wir erfahren, genau hier: Wir wollen etwas anderes, als wir bekommen, weil wir nicht sehen, wer wir sind. Wir sehen, was wir nicht haben. Und bekommen mehr davon.

Wenn wir sehen könnten, wer wir sind und was in uns tatsächlich vorgeht, wäre der innere Blick an dem interessiert, was wir sind, nicht an dem, was wir haben oder nicht. Denn beides ist eins. Haben und Sein sind nicht verschieden, sie sind eins. Sobald der Blick vom Habenwollen was nicht ist, auf das Sein fällt, das ist, wächst das – sich selbst sehende – Sein. Und das führt zu einer völlig anderen Art von Haben, als wenn der innere Blick einzig auf dem liegt, was Du nicht hast, aber haben willst. 

Erkennen, was geschieht

Erkennst Du Deine Motivation, durch materielle Dinge oder auch immaterielle Dinge, wie andere Eigenschaften, Fähigkeiten usw. glücklicher werden zu wollen, als Du bist? Erkennst Du das Unglück und das Streben, das dadurch erst entfacht wird? Erkennst Du wie sehr Du damit an Deiner Wirklichkeit vorbeilebst?

Wir müssen den Mangel, auf den der innere Blick gerichtet ist, ohne dass wir das mitbekommen, absolut deutlich sehen lernen. Wir glauben, um Fülle zu erleben, müssen wir in die Fülle schauen, die wir nicht haben … Aber dadurch starren wir nur auf die Abwehr der Wunde des Mangels in uns.  Wir wehren damit nur das unglückliche Gefühl in uns ab, das wir nicht wahrnehmen wollen, obwohl es da ist.

Würden wir sie wenigstens registrieren, anstatt von ihr abzusehen, könnte die Wunde anfangen zu heilen. Nur durch unseren Blick. Direktes Sehen ist Fülle. Hinsehen. Unsere Wahrheit nicht übersehen. Auch wenn die momentane Wahrheit heißt: Ich fühle mich unfähig, übersehen, einsam, verletzlich, klein und unbedeutend, verloren, vergessen und voller Scham.
Sich mit „Wünsch Dir was“ davon abzulenken, treibt Dich nur weiter hinein.

Die Zauberkraft heißt SEHEN

Alle Wünsche fallen von selbst ab, wenn Du bei Dir bist. Mit Deiner wachen, hinsehenden Aufmerksamkeit, (diesem völlig übersehenen Gottesgeschenk) und in ihrer Präsenz erlebst, was Du erlebst. In ihrer Stille und Klarheit. Dann manifestiert sie sich als lebendiger Ausdruck Deines Lebens. Nichts will mehr weg von Dir, weil Du Dich nicht mehr übergehst, hintergehst und übersiehst. Du manifestierst die Fülle, die Du bist, weil Dein innerer Blick nicht mehr dort hinsehen will, wo Du nicht bist.

Alles Sichtbare ist eine Manifestation des Geistes. Schauen wir in die Welt und in unsere eigenen Leben, entdecken wir, wie der Geist tickt. Selbstbestimmtheit? Nichts ist bestimmt und alles ist bestimmt. Alles geschieht, wie es geschieht und wird nach Deinem Glauben interpretiert. Dein inneres Klima hängt davon ab, wie deutlich Du sehen kannst, dass Du sehen kannst, was geschieht.

Die Möglichkeit zur Veränderung liegt in dieser Deutlichkeit des Sehens. Wer macht sie? Niemand. Sie geschieht, wenn sich das Sehende in Dir entdeckt. Wenn sich die Kräfte in Dir zusammenbrauen und den Donner entfachen. Und den Blitz. Wenn genug Druck entsteht, dessen Energie die Kräfte lenkt …

 

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