Die Sprache des Innersten - anhören

von Nicole Paskow

 

Was meine ich mit dem „Innersten“? Jeder Name dafür ist nur eine hilflose Krücke, denn um uns überhaupt in irgendeine Richtung wenden zu können, müssen wir Namen finden, die wie Koordinaten an einem Ort wirken, der nur durch seinen Namen sichtbar wird.

Diesen Ort, der uns Menschen und allem, was wir erblicken, zugrunde liegt, als Fundament, als Basis, habe ich das Innerste genannt, weil dieser Ort das Intimste, das Naheste ist, was es im Leben gibt. Wir wirken jederzeit aus dem Innersten heraus, ob wir es wissen oder nicht. Das Innerste ist nichts, das Bedingungen kennt. Es erwartet nichts von uns.

Es erwartet nicht, dass wir es lieben, es anerkennen, dass wir uns für es interessieren. Es ist immer es selbst, wie eine selbstleuchtende Sonne, die scheint, weil sie scheint. Ohne Grund, ohne Ursache, einfach so, weil es so ist. Das Innerste ist wie ein Kraftwerk, dessen Energie aus sich selbst heraus strahlt und sich niemals erschöpft.

Wie Dein Herzschlag, Dein Atem …

Ich sagte, dass es bedingungslos ist und nichts von Dir erwartet, dass es auf eine Art anwesend ist, die wie Dein Herzschlag ist, wie Dein Atem. Beides sind Funktionen, die „von selbst“ laufen, die keine Anstrengung oder Aufmerksamkeit oder Handlung von Dir erfordern. Genauso ist Dein Innerstes immer da, auch wenn Du Dir seiner nicht gewahr bist.

Doch wenn Du Dir seiner gewahr bist, ist es jederzeit bereit mit Dir „in Verbindung“ zu gehen. Wobei diese Verbindung nicht von ihm ausgeht, sondern von Dir. Es bedarf Deiner Zuwendung, damit es sich Dir zeigt und öffnet. Ansonsten ist es wie der unbehelligte Atem, der Dich einfach atmet, ohne dass Du es bewusst mitbekommst.

Jeder Mensch hat dieses Kraftwerk in sich, dennoch bedienen sich die wenigsten seiner. Doch sobald Du mit ihm in Kontakt kommst, bist Du an „Deinen“ Strom angeschlossen. Diese bewusste Ausrichtung nach Innen, ist so, als würden einer Schnittblume, auf magische Weise, wieder Wurzeln wachsen und sie wieder mit ihrem Ursprung verbinden.

Dein tiefstes Interesse …

Das ist nur ein Bild, wie es sich für ein Individuum anfühlt, das sich getrennt fühlt von der Welt und den „anderen“. Dieser „Anschluss“ bewirkt die Erkenntnis, nie getrennt gewesen zu sein, von Deinen Wurzeln, Deinem Ursprung, Deiner Basis. Und diese Erkenntnis jagt viel mehr Energie durch Deinen Geist und Körper, als wenn Du Dir dessen nicht bewusst bist. Und das ist ganz „logisch“. Man sagt: „Die Liebe liebt den, der sie liebt.“ Und das stimmt.

Vielleicht hast Du das auch schon herausgefunden: Das, wofür Du Dich am meisten interessierst, damit kennst Du Dich am besten aus, weil es Dir nah ist, weil Du damit verbunden bist, weil Du Dich ihm zuwendest. Was auch immer es ist. Egal welcher „Sache“ Du Dich vollkommen zuwendest, sie fängt an mit Dir und zu Dir und irgendwann auch durch Dich zu sprechen.

Auf die Art, die Dir am besten zugänglich ist. Wenn Du anfängst eine Sprache zu lernen, ist sie zu Beginn reines Kauderwelsch. Doch je länger Du Dich ihr zuwendest, je mehr Du versuchst über sie herauszufinden und Dich mit ihr beschäftigst, ihr Zeit widmest und mit Interesse und Ausdauer dabei bleibst, umso verständlicher wird sie. Bis Du an einen Punkt kommst, wo Du sie gar nicht mehr nicht verstehen kannst.

Genauso verhält es sich auch mit Deinem Innersten.

Sobald Du Feuer fängst …

Es ist, als Möglichkeit, immer vorhanden. Ob Du Interesse daran hast, oder nicht. Und es strahlt durch Dich in dem Maße, wie es das tut. Doch sobald Du Feuer fängst und Dich dieser Kraftquelle in Dir zuwendest, richtet sie sich direkt auf Dein Interesse aus und öffnet sich Dir auf eine Weise, die Dir, am höchsten Grad der Verbundenheit, jeden Unterschied zwischen Dir und ihr raubt. Du bist diese Sonne, die in Dir und durch Dich strahlt. In jedem Augenblick. Du warst es schon immer und Du wirst es immer sein.

Und nein, das bedeutet nicht, dass Du ständig glücklich und strahlend durch Dein Leben gehst. Es bedeutet, dass Du angeschlossen bist an Dich und Dich spürst und Deine Wahrnehmungen nicht mehr in Zweifel ziehst, dass Du in jeder Situation auf „Deinen“ Rat hörst, der geklärt ist und frei von egoistischen Motiven, weil Egoismus lediglich ein Phänomen aus der nicht angeschlossenen inneren Atmosphäre ist.

Du haftest nicht mehr an inneren Verteidigungsmechanismen, weil Du spürst und Gewissheit darüber hast, dass Du jeder Regung in Dir, sei sie auch noch so schwierig, eine Heimat bieten kannst und sie nicht mehr von Dir weisen musst, aus Angst von ihr überwältigt zu werden. Du bittest Dein tiefstes Inneres um seinen Beistand in schwierigen Situationen, was Dich öffnet und weit macht, um alles aufzunehmen, und durch Dich durchzulassen, was sich in Deinem Leben zeigt.

Alles will sich zeigen wie es ist …

Besonders in schweren Momenten wirst Du Dich nicht mehr verloren und allein fühlen, denn Dein Verlorensein hat nun einen Platz in Dir. Es muss sich weder verändern, umwandeln oder unterdrückt werden. Es kann sich zeigen, wie es ist, weil Du ihm einen Ort bietest, wo es sein kann, wie es ist.

Und alles, was sich zeigt, ob es Pflanzen, Tiere, Menschen, Gefühle oder Gedanken sind, will sich zeigen, wie es ist. Unbehelligt, unmanipuliert, frei und ganz als es selbst. Wenn Deinen inneren Regungen das ermöglicht wird, bist Du immer größer als alles, was in Dir auftaucht. Du kannst unmöglich überwältigt werden, auch wenn Du vor Berührung weinen musst, auch wenn Dich die Wut in einen Sturm verwandelt, auch wenn Du platzt vor Freude …

All Deine Regungen sind dann „leer“, sie sind rein und haben in sich nichts Zerstörerisches mehr, nichts Manipulatives, nichts Abwehrendes oder Aufgeblasenes mehr. Denn Du bist ein reiner Durchgang für alles, was sich in Dir regt. Kein Unterschied mehr zwischen „Dir“ und dem, was geschieht. Kein Widerstand…

Eine echte Schülerschaft ohne Zeitlimit …

Dein Innerstes ist dieser Ort, der das ermöglicht. Kein anderer Ort wird Dich dazu in die Lage versetzen. Kein anderer Mensch wird es Dir geben können, keine Technik wird es Dir vermitteln können. Alles, was Du benötigst, bist Du selbst und Dein Interesse für Dein Innerstes. Ein unschuldiges Interesse, ein zugewandtes Interesse, ein dauerhaftes Interesse, das erkunden und erforschen will, das offen ist und nicht schon vorher weiß, oder wissen will, was es erwartet. Eine echte Schülerschaft ohne inneres Zeitlimit. Deshalb braucht es Deine Demut und Deine Geduld.

Und (automatisch) demütig machen uns schwere Situationen. Momente, in denen wir uns abgeschnitten fühlen, allein, isoliert, überwältigt und hilflos. In solchen Momenten werden wir bereit zuzuhören und abzugeben und unser innerer Boden wird fruchtbar, weil wir empfangsbereit sind.  Dann beginnen wir meistens mit uns zu sprechen, wenn alle anderen Menschen nicht da sind oder nicht in Frage kommen.

In solchen Momenten legen wir den Samen für das Vertrauen, das wir brauchen, bevor wir uns selbst als die Kraftquelle spüren. Wir brauchen dieses Vertrauen, um überhaupt tiefer zu fallen in uns und die einzigen Antworten aus uns heraus zu schöpfen, die wirklich stimmig für uns sind und uns ein Leben ermöglichen, das in Einklang mit unserer Kraft, Intelligenz und Liebe steht.

Zu diesem Thema gibt es am 16. Juni 2024 eine Selbstbegegnung – online. Infos findest Du hier.

 

Wenn Dich dieser Beitrag inspiriert hat, freue ich mich über eine Spende Deiner Wahl.

Zur Buchung eines Gespräches geht es hier entlang