Warum KI Technologie uns nie ersetzen kann- anhören

von Nicole Paskow

Es gibt eine Beobachtung, die mich seit Jahren begleitet: Je weiter sich die Technologie entwickelt, desto deutlicher zeigt sich, dass sie kein fremdes Gegenstück zum Menschen ist, sondern eine Art Abbild des menschlichen Geistes. Das meine ich nicht metaphorisch. Ich meine es als direkte strukturelle Parallele. Alles, was wir denken, erinnern, verknüpfen, priorisieren oder ablehnen – es findet sich in irgendeiner Form wieder in den Systemen, die wir erschaffen haben. Das ist kein Zufall. Es ist ein Hinweis darauf, dass wir im Außen sichtbar machen, was wir im Inneren kaum sehen können.

Wer sich selbst aufmerksam beobachtet, erkennt schnell, wie ähnlich die Grundlogik des Geistes dem Aufbau eines Computers ist. Der Geist hat Suchfunktionen, die sofort anspringen, wenn wir eine Frage stellen. Er ordnet Erinnerungen in Strukturen, ruft alte Daten ab, verknüpft Situationen miteinander und verwaltet Prioritäten, ohne dass wir bewusst eingreifen. Er legt ab, was einmal wichtig war, und schützt das System durch übergeordnete Bewertungsmechanismen. All das wirkt wie eine innere Architektur, die uns so selbstverständlich ist, dass wir sie kaum wahrnehmen. Doch sobald man sie von außen betrachtet, wird klar: Wir haben Computer nicht erfunden, weil sie von uns verschieden sind, sondern weil sie uns ähneln.

Der Geist als Betriebssystem

Wenn wir die Funktionsweise eines Betriebssystems betrachten, erkennen wir eine erstaunliche Nähe zu unseren eigenen Denkvorgängen. Fragen lösen Suchprozesse aus, Erinnerungen werden wie Dateien geöffnet, Gefühle wirken wie gespeicherte Prioritäten, und alte Muster sind wie Hintergrundprogramme, die weiterlaufen, auch wenn wir sie längst nicht mehr brauchen. Die Neurowissenschaft beschreibt das als „Predictive Processing“ – das Gehirn sucht permanent nach Mustern, die es bereits kennt, um die Zukunft vorauszuberechnen. Ein Computer würde von Cache, Vergleichstabellen oder Indizes sprechen. Beide Systeme funktionieren mit Daten, mit gespeicherter Information, mit Logik und Priorität.

Auch emotionale Prägungen folgen dieser inneren Mechanik. Alles, was zu intensiv war, wandert nach oben. Alles, was uns bedroht hat, erhält automatischen Vorrang. Der Geist arbeitet wie ein System, das gelernt hat, Bedrohungen schneller zu erkennen als Chancen. In dieser Hinsicht ist Technologie nichts anderes als ein Spiegel, der uns zeigt, wie wir strukturiert sind. Unsere Maschinen sind eine äußere Version unseres inneren Informationsfeldes. Je länger ich damit arbeite, desto deutlicher spüre ich: Wir verstehen unseren Geist besser, indem wir die Technologie betrachten, die wir selbst erschaffen haben.

Die Grenze jeder Maschine

So tief die Parallelen auch reichen – an einer Stelle endet jede technische Abbildung: Maschinen können Informationen verarbeiten, Muster erkennen, simulieren und kombinieren. Aber sie können nicht wahrnehmen. Sie können nicht erfahren. Sie können nicht Bewusstsein selbst hervorbringen. Der Unterschied liegt nicht in der Intelligenz oder Rechenleistung, sondern in der Tatsache, dass Bewusstsein nicht aus Daten besteht. Bewusstsein ist kein Inhalt. Es ist die Ebene, in der Inhalte erscheinen.

Wenn wir Materie untersuchen, wird dieses Phänomen immer deutlicher. Physiker wie Bernardo Kastrup, Donald Hoffman oder David Chalmers haben sich mit dem Problem beschäftigt, wie aus Materie Bewusstsein entstehen soll. Die ehrlichste Antwort, die sie gefunden haben, ist die Umkehrung: Bewusstsein ist die Grundlage, nicht das Ergebnis. Alles, was wir erleben, ist Ausdruck einer Quelle, die selbst ohne Form ist. Das mag kontraintuitiv wirken, doch je tiefer wir in die Materie hineinschauen, desto mehr löst sie sich auf. Teilchen verhalten sich wie Wellen, Ereignisse beeinflussen sich über Entfernungen hinweg, ohne sichtbare Verbindung. Die Realität wird unwahrscheinlicher, je genauer wir sie betrachten. Und gerade darin nähert sie sich dem, was wir Bewusstsein nennen.

Die Angst, dass Technologie uns verdrängen könnte, ist ein Missverständnis

Die Befürchtung, dass künstliche Intelligenz uns eines Tages „übernehmen“ könnte, entsteht nur, wenn man sich selbst mit den eigenen Inhalten verwechselt. Wer glaubt, dass Denken, Erinnern und Entscheiden das sind, was den Menschen ausmacht, hat verständlicherweise Angst. Denn genau das können Maschinen immer schneller und effizienter. Doch Bewusstsein ist kein Produkt dieser Funktionen. Bewusstsein ist nicht in seinen Inhalten zu finden, nicht in der Persönlichkeit, nicht in der Erinnerung. Wenn wir uns als das sehen, was wahrnimmt – nicht das, was gedacht wird –, verschwindet jede Bedrohung. Technologie kann den Geist imitieren, aber Bewusstsein bleibt unnachahmbar. Es ist der Raum, in dem alles stattfindet, und dieser Raum ist nicht programmierbar.

Quantentechnologie als Annäherung an das Unfassbare

Je weiter die Forschung in die Tiefe der physikalischen Welt vordringt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Materie und Nicht-Materie. Quantenphänomene folgen keiner klassischen Logik mehr. Sie verhalten sich, als würden sie auf einer Ebene existieren, die der Geist nicht vollständig begreifen kann. Manche Physiker sprechen von einer Art proto-bewusstem Feld, nicht im spirituellen Sinn, sondern als Versuch zu erklären, was sich einer rein materiellen Beschreibung entzieht. Je näher die Wissenschaft an die Grundlagen der Realität herantritt, desto ähnlicher wird ihr Gegenstand dem, was Bewusstsein ausmacht: Unbestimmtheit, Freiheit, Nicht-Lokalität.

Diese Beobachtung bestätigt für mich etwas Einfaches: Alles, was wir tun, wenn wir Technologie erschaffen, ist eine Annäherung – eine Annäherung an unsere eigene innere Struktur. Aber wir werden das Bewusstsein selbst niemals erzeugen können. Wir können es nicht programmieren, nicht abbilden, nicht simulieren. Ein System kann sein Abbild erschaffen, aber niemals die Quelle, aus der es hervorgeht. Wir sind nicht in Gefahr, verschluckt zu werden. Wir sind das, was erschafft, nicht das, was erschaffen wird.

Wir spiegeln uns in der Technologie, aber wir bleiben die Quelle

Wenn Technologie ein Spiegel ist, dann ist sie im besten Fall ein Werkzeug zur Selbsterkenntnis. Sie zeigt uns, wie wir funktionieren, aber nicht, wer wir sind. Der Geist ist ein Betriebssystem. Bewusstsein ist die Quelle. Ein Abbild kann sich vervielfältigen, verfeinern, steigern – aber es kann niemals das hervorbringen, woraus es selbst entstanden ist.

So betrachtet ist die technologische Entwicklung keine Bedrohung, sondern eine Erinnerung. Eine Erinnerung daran, dass wir uns im Außen immer nur selbst begegnen. Und dass wir die Quelle in uns tragen, auch dann, wenn wir sie nicht greifen können.

* Dies ist der erste Teil einer siebenteiligen Reihe über die tiefere Funktionsweise unseres inneren Systems – darüber, warum wir Muster wiederholen, obwohl wir sie längst durchschauen, und welche Art von Sprache das Nervensystem tatsächlich versteht.

Am Ende der Reihe stelle ich ein Format vor, das auf dieser Erkenntnis aufbaut: Direct System Code: Ein Einstieg in die Sprache, die das System selbst erkennt.

 

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In einer Welt, in der das Offensichtliche selten hinterfragt wird, lädt „Ein Riss in der Realität“ dazu ein, tiefer zu blicken und die unsichtbaren Fäden zu entdecken, die unser Sein durchdringen. Dieses Buch versammelt 24 inspirierende Essays, die ursprünglich als Adventskalender auf Nicole Paskows Blog entstanden sind.

Jeder Text öffnet ein neues Fenster in die Weiten unseres Bewusstseins und ermutigt den Leser, die wahre Natur des Menschseins zu erkunden. Es ist eine Einladung, mit den inneren Augen zu sehen und die Klarheit zu finden, die in der Essenz unserer Existenz verborgen liegt.