Jeder Mensch, der wenigstens einmal den Nektar wirklicher Gelassenheit gekostet hat, weiß, wie sehr sich dieses Gelassen-Sein nach zu Hause – Sein anfühlt. Eine innere Weite und Offenheit, ein leises Wohlwollen, das den ganzen inneren Raum bestimmt, fast nicht spürbar. Ein Empfinden, das viel eher auf der Ebene von Qualität angesiedelt ist, als auf der viel gröberen Gefühlsebene erfahrbar zu sein.

Wenn sich ein Mensch dafür entscheidet, oder wenn es ihn viel eher dazu drängt, seinen Blick von der lauten Welt abzuwenden und in sich selbst zu schauen, dann eröffnen sich ihm, mit der Zeit, viel subtilere Ebenen der Wahrnehmung. Es ist wie mit allem, dem man sich widmet, dem man also seine Aufmerksamkeit schenkt: Es erblüht und zeigt sich.

Auf diesem Weg der Innenschau begegnet man dieser Form der Gelassenheit, die nicht abhängig ist von Umständen, Situationen und Gefühlen. Man erkennt sie als Basis des eigenen Daseins.

Die Mutter der Gelassenheit

Es gibt das schöne Wort „Gewahrsein“ dafür. Man könnte sagen, Gewahrsein ist die Mutter der Gelassenheit. Es ist sehr schön damit in Kontakt zu kommen und langsam eine Ahnung davon zu bekommen, welch schöne Möglichkeit der Mensch doch ist, wenn er lernt, tiefer in sich selbst zu tauchen und auf diese ursprüngliche Qualität seines Daseins zu treffen.

Damit verbunden zu sein ist ein großer Segen, denn dann zeigt sich irgendwann die Möglichkeit diese Ebene nicht mehr zu verlassen. Aber das ist etwas, das kann nur jeder Mensch für sich selbst entdecken. Ich habe es lange für unmöglich gehalten. Aber diese Überzeugung war, das weiß ich jetzt, allein dem Umstand geschuldet, dass etwas in mir nicht so weit gehen wollte, um damit wirklich in Berührung zu kommen.

Denn in gewisser Weise bedeutet das, die Welt zu verlassen, wie ich sie kenne. Und diese Welt ist von Gefühlen bestimmt, von Gedanken und Handlungen, die aus beidem resultieren. Im offenen Gewahrsein bleiben zu können bedeutet, in dieser friedlichen Gelassenheit bleiben zu wollen.

Das Bekannte hat ausgedient

Ich kann aber erst etwas Unbekanntes, bisher nicht Erfahrenes wollen, wenn ich das Bekannte nicht mehr will, wenn das Bekannte keinen Reiz mehr auf mich ausübt. Erst dann bin ich offen für das Neue. Erst dann hat das Alte, von ganz allein, keine Chance mehr gegen das Neue.

Und in diesem Fall bedeutet es eine Offenheit für die Möglichkeit mich immer zu Hause zu fühlen, zu entwickeln. Und damit keine Angst mehr zu haben, nichts mehr anzustreben, was nicht von selbst geschieht und mich von keinen Gefühlen und Gedanken mehr aus diesem Gewahrsein herauslocken zu lassen.

Es ist ein spannender Prozess, der mich tiefer und tiefer in „mich“ sinken lässt. Denn sich nicht mehr aus sich selbst herauslocken zu lassen bedeutet wirklich allein sein zu können und dieses Alleinsein zu lieben.

Denn es ist äußerst liebenswert, weil es nicht eng und abgegrenzt macht, sondern weit, offen, frei und froh und eben gelassen. Nichts hat mehr Bedeutung als dieses offene innere Klima.

Dienen aus sich selbst heraus

Dieses innere Klima entwickelt aus sich selbst heraus eine Art Dienerschaft, eine Art freiwillige Unterwerfung: Ich diene dem Gewahrsein in mir, dieser unendlichen, wunderschönen Offenheit, diesem völligen Gelassensein, das mühelos auf sich selbst besonnen bleibt. In dieser Sphäre zeigt sich jede noch so kleine Regung von Enge oder Wut oder Unstimmigkeit und sogleich eilt Gewahrsein herbei, um es zu umfangen und zu betrachten.

Und das reicht aus, um die Wogen wieder zu glätten. Das ist wie ein Tanz des Lebens mit sich selbst. Er wird zu einer einzigen Bewegung, die nur durch ihr Dasein der Harmonie dient, weil sie sie liebt. Es ist diese Verschmelzung, die unbedingte Liebe sichtbar und somit erfahrbar macht.

 

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