Es gibt keinen Ausweg aus dem Leben. Es gibt keinen Ausweg aus den Gedanken, die sich selbst wie immer neue und raffiniertere Labyrinthe im inneren Raum erschaffen und den Geist vernebeln und hilflos suchen lassen. Nach etwas, das er selbst nicht weiß. Es gibt keinen Ausweg aus den Gefühlen, die einen Menschen hin und her bewegen, wie die Stärke des Windes die Blätter an den Bäumen. Kein Mensch kann dem entkommen.

Entkommen können wir also nicht, denn der Traum des Lebens hört nie auf. Wir schlagen morgens die Augen auf und schon ist er da. Wir schließen sie des nachts wieder und schon ist er wieder weg. Und doch ist er immer noch da. Jetzt zeigt er sich als nächtlicher Traum. Ich träume einen Traum.

Morgens glaube ich zu erwachen. Doch wer erwacht hier zu was? Warum glaube ich, dass das Erwachen zum täglichen Leben wahrer ist als der nächtliche Traum? Was macht es realer als den Traum?

Wer ist „Ich“?

Wir sagen so selbstverständlich „Ich“ zu uns und nur die wenigsten erforschen, was das eigentlich bedeutet. Ich. Zu wem sage ich das? Wer spricht hier eigentlich mit wem? Was ist der Ursprung von all dem?

Hier verlassen wir den psychologischen Weg, der in den Gedanken und in den Gefühlen die Gründe für Gefühlszustände und Gedankenlabyrinthe erforscht. Er tut dies, um bessere Zustände und damit weniger große Gedankenlabyrinthe zu erschaffen, damit das Ichsystem reibungsloser funktioniert und weniger Ausfallzeiten durch – den Lebensfluss blockierende – Zustände hat. Aber dieser Weg führt keinesfalls  zu Antworten nach dem Ursprung der menschlichen Existenz an sich.

Die ernsthafte Frage nach dem Ich lässt uns die bekannte Welt verlassen und wirklich nachsehen, wer das ist, der oder die diesen Namen trägt, wer das ist, dem all dies geschieht, was passiert.

Karussell ohne Ausgang

Irgendwann merkt jeder Mensch, auch wenn es 120 Leben dauern sollte, dass er sich im Kreis dreht, wenn er immer und immer wieder die gleichen Begebenheiten hinterfragt, analysiert und neu bewertet. Er wird es niemals schaffen, einen dauerhaft stabilen, heiteren, friedlichen und gelassenen Zustand in sich selbst herzustellen, so wie er es sich erträumt.

Es geht einfach nicht, weil er sich innerhalb einer Blase befindet, die nach polaren Gesetzen funktioniert. Es ist so, als würde eine Figur im Film nach ihrem absoluten Ursprung forschen und dabei ihre Vergangenheit hinterfragen und warum in einer frühen Szene ihres Auftauchens dieses und jenes passiert ist, was dann augenscheinlich zur nächsten Szene geführt hat, die auf diese und jene Weise ablief.

Die Filmfigur kann ihr gesamtes Filmleben lang im Film suchen und wird keine Antworten zum Grund ihres Erscheinens und ihrer wahren Herkunft finden. Dazu müsste sie die Frage „Wer bin ich?“ stellen und ihr so tief nachgehen, wie sie kann. Allein, dass eine Filmfigur im Filmgeschehen innehalten und sich selbst zu hinterfragen beginnen würde, wäre ein unerklärliches Wunder …

Der Sprung ins Nichtwissen …

Der Sprung, den die Figur im Film machen müsste, wäre genauso groß, wie der Sprung, den ein  Mensch machen müsste, der wie sie, glaubt wahrhaftig und real zu existieren.

Es ist vollkommen verständlich, dass kaum ein Mensch versteht, wovon ein Meister Eckart, eine Teresa von Avila, ein Rumi, ein Nisargadatta Maharaj usw. sprechen. Wer ist schon dazu in der Lage sich selbst so weit zu negieren, dass er seine Form und Realität verliert? Wer ist schon dazu bereit wirklich wissen zu wollen und für dieses Wissen von allem zu lassen, was er als „die Welt und sich selbst“ kennt und sich von der „großen Stille“ übernehmen zu lassen?

Keine eigenständige Existenz

Die Filmfigur kann nicht zu sich selbst erwachen, weil es sie schlichtweg nicht gibt. Sie hat keine eigenständige, vom Film unabhängige Existenz. Doch wer weiß das zuerst? Nur der Schöpfer der Geschichte, in dem die Figur erscheint, weiß zuerst von ihr.

Und was ist sie anderes als ein Teil seiner selbst? Ein Gedanke, den er hatte … Die Filmfigur kann nur zu ihrem Schöpfer selbst erwachen und in ihm aufgehen. Und nur dort findet sie für immer ihren Frieden. Dann ist der Kreis geschlossen.

Und so geht es auch dem Menschen, der sich selbst hinterfragt: „Wer bin ich?“, „Was ist mein Ursprung?“. Er schält alles von sich ab, was eine Bezeichnung hat, eine Eigenschaft, eine Zuschreibung ist, selbst sein Menschsein akzeptiert er nicht mehr … und sieht nach, was bleibt.
Und was bleibt, wenn Du nichts mehr, absolut nichts mehr über Dich aussagen kannst?

Was bleibt?

 

 

 

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