Sehnt sich ein Mensch danach dem Wesentlichen in sich selbst auf den Grund zu gehen, braucht es eine unbedingte Bereitschaft alles fallen zu lassen, was er jemals über sich selbst gelernt hat. Diese Bereitschaft bringt jeden Menschen früher oder später in Kontakt mit seiner größten Angst und mit der tiefsten Enttäuschung, die er sich vorstellen kann.

Er wird mit der Angst konfrontiert, nicht zu wissen, was jenseits ihrer beschützenden Mauern existiert. „Wer bin ich ohne meine Zwänge, ohne meinen Glauben, ohne mein Selbstbild, ohne meine Probleme?“ … Hier kehren die meisten wieder um, weil die Angst vor dem Unbekannten zu groß ist. Und so geht es auch nicht. Kein Mensch springt in den Abgrund des Nichtwissens, ohne die Ahnung jener Freiheit in sich zu spüren, die darin liegt.

Was die Enttäuschung betrifft, werden wir damit konfrontiert, dass es für denjenigen, der nach Lösungen sucht, keine Lösungen gibt. Wir fallen immer wieder auf die Nase, solange wir hier raus wollen. Solange wir das, was wir als uns selbst vorfinden, zugunsten einer Idealvorstellung von uns selbst, einem höheren Ich, einer Erleuchtung, einem endgültigen Frieden – verlassen wollen. Weil das nicht möglich ist.

Ewiges Auf und Ab …

Wir drehen uns immer wieder im Kreis und fallen von guten Phasen der Zufriedenheit, unweigerlich wieder in die schlechten Phasen der Unzufriedenheit. Dann wollen wir uns wieder freistrampeln und suchen nach neuen Lösungen, die wir noch nicht probiert haben. Und die Hoffnung keimt erneut auf, „es diesmal zu schaffen“. Doch auch diese Hoffnung wird wieder enttäuscht werden. Bis die letzte Hoffnung stirbt. Und mit ihr jede Zukunft.

Wenn die Hoffnung auf Erlösung stirbt, landen wir genau hier. Bei uns selbst. Und für die meisten ist das erstmal unerträglich. Wird uns wirklich klar, dass es kein Entkommen aus uns selbst gibt, müssen wir oft durch das tiefe Meer der Sinnlosigkeit waten. Der Sinnlosigkeit aller Bemühungen, die wir unternommen haben, um … zu. Um endlich die zu werden, die wir sind. So, wie wir uns das vorstellen.

Du bist nunmal keine Vorstellung. Von daher wirst Du niemals das erreichen, was Du Dir vorstellst. Du landest früher oder später immer wieder dort, wo Du schon bist. Der Weg führt durch all Deine Vorstellungen von Dir selbst und der Erlösung, die Du Dir erhoffst, hindurch. Jede Idee davon, etwas begriffen zu haben, ist eine Falle. Sie wirkt wie eine Stufe, die wir raufklettern können, um endlich zu jener Aussicht zu gelangen, die wir uns vorstellen. Und wir stürzen immer wieder ab, weil es keine Stufen gibt. Und auch keine Aussicht.

Du kommst hier nicht raus

Es gibt nur das, was gerade eben geschieht. Das ist das Ausgangsmaterial, mit dem Du es in jedem Augenblick Deines Lebens zu tun hast. Dazu kommt, dass Du in Wirklichkeit keinerlei Kontrolle darüber hast, was Dir widerfahren wird, wie Du reagieren wirst, was Du tust oder nicht tust, denkst oder fühlst.

Am letztgültigen Ende jeder Suche nach sich selbst wird es sehr, sehr still. In dieser Stille begegnest Du Dir selbst im Spiegel. Wenn Du nichts mehr von Dir willst, weil Du zutiefst einsiehst, dass Du hier nicht rauskommst. Der Widerstand gegen Dich selbst schmilzt in dieser endgültigen Aussichtslosigkeit wie die Schneeflocke in der Hand.

Dann bist Du nur noch das, was Du schon immer warst. Ein Erleben des Lebens, wie es Dir geschieht. Einatmen. Ausatmen. Dasein mit Haut und Haar. Mit allen Gefühlen, mit allen Regungen, mit allen Erfahrungen, die sich Dir eröffnen. Nichts ist ausgeschlossen, weil Du Dich nicht ausschließen kannst. Bedingungslos auf Dich selbst eingelassen bist Du das, was Freiheit ist. Ohne jedes Konzept, ohne jede Idee, ohne ein Heraustreten aus Dir selbst, um Dich zu betrachten. Du bist das, was ist.

Göttliche Hilflosigkeit

Wenn Du die Hilflosigkeit schmeckst, die im Sosein dessen liegt, was ist, brechen alle Mauern zusammen, die Du um Dich herum aufgebaut hast, denn Du spürst, dass es Mauern waren, die Dich gegen Dich selbst abgeschirmt hielten. Die Angst nicht gesehen, nicht wertgeschätzt, nicht verstanden zu werden, die Angst verloren zu sein, orientierungslos, bedeutungslos oder verrückt zu werden, wenn sich nicht ändert, wer Du bist, hat Dich davon abgehalten einfließen zu lassen, was immer nur aus Dir selbst herausströmt.

Denn Du allein bist die Ursache Deiner Existenz, in der Form, wie sie ist. Ohne Grund und Ziel. Ohne Schuld und Unschuld. Du bist, was ist. Du hast nichts zu tun, nichts zu sein, nichts zu verändern. Weder Deine Persönlichkeit noch die Welt, die Du erlebst. Du bist die Welt. Du bist das Erleben. Du bist die Persönlichkeit. Du bist.

Das ist alles. Das Sein selbst hält Dich in seinen Armen bis zum letzten Atemzug. Bis es wieder nackt und bildlos in sich verweilt, um irgendwann erneut kreativ auszubrechen, wie die Knospen im Frühling, und Form und Farben durch ein Ich sichtbar macht.

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Widerstand gegen sich selbst – war das Thema der letzten Selbstbegegnung Online. Wenn Du zu meinem Newsletter angemeldet bist, hast Du hier Zugang zur Aufzeichnung.