Konflikt und Bewusstsein - anhören
Konflikte entstehen, wenn wir glauben, dass der andere etwas auf eine Weise gesagt hat, die wir als negativ für uns interpretieren. Eine Meinungsverschiedenheit kann schnell bedrohlich wirken, wenn ein Mensch unbewusst glaubt, dass er nicht richtig liegt. Dann wirkt die gegenteilige Meinung des Gegenübers bereits wie ein Angriff, der abgewehrt werden muss. Das unbewusste Gefühl falsch zu liegen, ist dann nämlich unerträglich. Wir wehren dabei diese Unerträglichkeit ab, nicht etwa die Meinung des anderen.
Wir glauben genau zu verstehen, was der andere sagt, und nach diesem Glauben wird gedacht und gehandelt … Bis wir (vielleicht) irgendwann bemerken, dass wir immer nur auf unsere internen Glaubenssysteme reagieren und nicht auf das, was tatsächlich geschieht. Jeder Mensch tut das. Insofern sind wir auch immer nur in unsere internen Konflikte verstrickt und niemals tatsächlich mit einem anderen Menschen.
Wir begegnen, für gewöhnlich, im anderen immer nur unseren Glaubenssystemen. Je nach Interpretation der Kommunikation sind wir in Harmonie oder in Konflikt mit Menschen. Diese Problematik löst sich von selbst, wenn klar wird, worauf wir in Wirklichkeit reagieren.
Interne Glaubenssysteme
Wir reagieren auf das, was wir glauben wahrzunehmen, und nicht auf das, was tatsächlich wahrgenommen wird. Ein Glaube setzt sich aus Gedanken zusammen. Manchmal sind sie so verklebt, dass sie nur als Impuls oder Gefühl sichtbar werden. Sie sind so internalisiert, dass sie nicht mehr zu Bewusstsein kommen. Sie sind zu einem Automatismus verschmolzen.
Ein Automatismus ist etwas, das sich völlig ungesehen abspielt. Es ist niemand da, der ihn bewusst mitbekommt. Er ist wie eine unsichtbare Armee, die den Auftrag hat, das System unter allen Umständen zu schützen. Je nach verinnerlichtem Glauben „schießen“ wir sofort zurück, wenn wir glauben beleidigt, übervorteilt, benachteiligt, kritisiert oder ungerecht behandelt worden zu sein.
Oder wenn wir glauben, dass andere so behandelt werden. Was wir nicht sehen, ist, dass jeder Mensch nach seinem Glauben denkt, fühlt, spricht und handelt und in Wirklichkeit niemals etwas gegen einen anderen gerichtet ist, sondern immer nur gegen sich selbst. Der Ursprung des Konflikts liegt immer in uns selbst. Hier beginnt jeder Krieg.
Wie kommen wir da raus? Im Grunde gar nicht, bis wir etwas bemerken. So wie den berühmten Stein im Schuh. Wir können kilometerweit damit gehen, bis er irgendwann so sehr schmerzt, dass wir mal nachsehen und etwas unternehmen: Den Stein aus dem Schuh entfernen. Das klingt einfach, ist es aber nicht, weil wir oft jahrzehntelang nicht bemerken, wo der Schuh eigentlich drückt.
Wir können nicht genau hinsehen, weil uns Kräfte davon abhalten, die uns vor der direkten Konfrontation mit den unliebsamen Gefühlen, abhalten wollen. Und damit vor der direkten Konfrontation mit unseren Sichtweisen. Denn es sind ausschließlich Sichtweisen, die bestimmen, was wir denken, fühlen und tun. Es sind niemals Tatsachen, Wahrheiten oder Realitäten. Sowas gibt es nicht.
Die Absolutheit der Relativität
Jeder Mensch sieht die Welt auf seine Weise, und diese individuelle Sichtweise bestimmt alles, was er wahrnimmt. Das, was er durch diese Brille wahrnimmt, bestimmt sein Handeln. Wenn wir das verstehen, erkennen wir die Absolutheit der Relativität.
Für das Ich ist es oft schmerzhaft, zu erkennen, wie relativ es ist und dass seine Ansichten nicht so absolut sind, wie es immer annimmt. „Es ist doch so!“, „So fühle ich es doch!“ „Ich habe es genau gespürt!“ Nein … so ist es nicht. So siehst du es nur und so fühlst du es nur, aber das heißt nicht, dass es für alle und jeden genau so gilt und auch nicht, dass es im Zusammenhang mit einem anderen wahr ist.
Alles, was du wahrnimmst und beurteilst, interpretierst du nach deinem internen Glauben. Deshalb ist alles, was du wahrnimmst, ausschließlich ein Hinweis auf deine Sichtweise und keine Wahrheit über einen anderen oder etwas. Menschen sitzen beispielsweise gerne zusammen und sprechen über andere Menschen und deren Art, Lebensweise oder Weltbild. Dabei tauschen sie nicht etwa Wahrheiten über die anderen Menschen aus, sondern nur die eigene Sichtweise auf jemanden oder etwas. Sie erfahren etwas über ihre eigene Sichtweise. Eine sehr indirekte Form der Kommunikation, aber sehr verbreitet.
Der Verlust von Orientierung
Wird uns die Relativität unserer eigenen Ansichten und die aller anderen Menschen klar, ist das Gefühl der Sinnlosigkeit nicht weit, denn wir verlieren die Orientierung. Wenn wir uns weder an unseren eigenen Meinungen festhalten können noch an denen der anderen, fallen wir in eine Richtungslosigkeit, die Angst macht. Dann suchen wir wieder nach einem Halt, einer Idee, einem Konzept … einer Sichtweise, mit der wir uns identifizieren können und die uns wieder ein beruhigendes Weltempfinden schenkt, in dem wir uns aufhalten können.
Ein neues Wissen um uns selbst und die Dinge. Oder wir halten es eine Weile im Niemandsland aus, denn es gibt kein „Nichts“, das existiert. Wir können uns also nicht in einem „Nichts“ verlieren, weil es gar kein „Nichts“ gibt. Es passiert immer irgendetwas. Und solange wir nicht wissen, wer wir sind und wo es langgeht, machen wir einfach nichts und warten ab, bis wieder etwas geschieht was, früher oder später, immer passiert.
Oft ist das Niemandsland jedoch sehr fruchtbar. Es kann uns zeigen, wenn wir das Glück haben, uns mit Ruhe darauf einlassen zu können, dass es kein Konzept braucht, um uns gut in der Welt zu bewegen. Wir brauchen weder ein Weltbild noch ein Selbstbild.
Wir brauchen nichts scheinbar „Greifbares“, um zu sein
Das kann offenbar werden, wenn wir in Momenten des Strauchelns, der Unsicherheit, des Nichtwissens nicht sofort wieder nach dem nächsten Strohhalm des Wissens greifen, um uns zu beruhigen. Es sind ja nur wieder geistige Konzepte, auf die wir bauen, und die, wie alles andere auch, relativ sind. Also nur zeitweilig gültige Stufen auf einer imaginären Leiter ins Nirgendwo.
Hier wirkt das gleiche Prinzip, wie bei einer Panikattacke. Lassen wir uns von ihr mitreißen, geraten wir außer uns und in Todesangst, weil uns die Fliehkraft der Angst so an die innere Peripherie treibt, dass wir jegliche Kontrolle verlieren.
Das kann bis zur Ohnmacht führen, weil irgendwann der Bewusstseinsfaden reißt und wir „ausgeschaltet“ werden. Doch wissen wir, womit wir es zu tun haben (weil wir genug Erfahrungen mit Angst gesammelt haben), dann wissen wir, dass es nur einer Konzentration auf einen inneren Punkt bedarf und eines längeren und bewussteren Ausatems, um uns wieder zu zentrieren und damit zu beruhigen.
Dann formen wir uns zum stillen Auge des Sturms, der als Gedankenwirbel um die Stille herum tobt. Diese Ruhe schenkt die Kraft, die alle Aufruhr auch wieder zum Erliegen bringt. Der Sturm legt sich nur deshalb, weil wir ihn nicht mehr beachten.
Wir sind unschuldig und völlig naiv
Und das ist unsere Wahrheit: Das, was wir sind, ist so unschuldig, dass es sich jede konzeptuelle Brille aufsetzen kann. Es ist absolut beeindruckbar, es ist absolut formbar, es ist absolut naiv. Sobald Wahrnehmung möglich ist, wird sie geprägt und nimmt durch diesen geistigen Stempel die Welt wahr. Um die Welt zu erfahren, wie sie ist, ist es nötig, sowohl auf die Brille aufmerksam zu werden, durch die wir sehen, als auch auf die Natur von Wahrnehmung.
Ist sie auf sich selbst gerichtet, erkennt sie jedes Konzept als eine Art Filter, durch den gesehen wird. Und damit erkennt sie die Relativität aller Konzepte. Hiermit lösen sie sich von selbst in Luft auf, und übrig bleibt nur das, was ohne Konzept ist. Und das kann sich überall bewegen, auch in Konzepten. Aber immer im Wissen um ihre Relativität und somit nicht mehr unter dem Zwang stehend, sich zu verdichten.
Die Leichtigkeit des Seins zeigt sich im Erkennen dessen, dass wir ohne Sinn und Grund existieren können, ohne Orientierung und Plan. Sie zeigt sich in diesem Augenblick, der dann als er selbst deutlich wird, wenn klar wird, dass jeder Gedanke machtlos ist, wenn ihn keiner glaubt und ernst nimmt – sobald er also fallen gelassen wird von der Aufmerksamkeit.
Wir brauchen nichts
Wir brauchen keinen einzigen Gedanken. Keinen einzigen(!), um da zu sein und sehr gut zu leben. Eigentlich merken wir erst durch die Erfahrung des Gedanken Fallenlassens, wie getragen wir sind und in jedem Moment freigelassen und gleichzeitig gehalten und geführt. Ist das entdeckt, kann es gar nicht zu internen Konflikten kommen, weil sich gar kein auf sich selbst bestehender Gedanke mehr formen und halten kann.
Ich kann nur appellieren: Erfahre alles, was Du erfährst, so direkt und ausweglos wie möglich. Nur das schult Deine Wahrnehmung. Wenn du also leidest, richte dich nicht darin ein, halte nicht aus. Leide vollkommen und kompromisslos, bis du jede Information, die für Dich darin liegt, kennst. Auch wenn Du dafür den gleichen Film 1000-mal anschauen musst. Bis dir ganz direkt auffällt, wie sehr du – an was auch immer – leidest. Diese Auffälligkeit führt zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für die Entstehung des Leidens an sich. Sie führt zu anderen Handlungen als zuvor. Und eventuell sogar zu einer ganz neuen Sichtweise:
Indem sich die Aufmerksamkeit irgendwann auf die Wahrnehmung selbst richtet. Dann zeigt sich ihre Transparenz und gleichzeitig die Transparenz alles Wahrgenommenen. Ist die Wahrnehmung transparent genug für sich selbst, wird der Raum der Erkenntnis sichtbar, da sie nicht mehr an dem Wahrgenommenen hängen bleibt und geradewegs ausgerichtet ist auf DAS. Der Schleier hebt sich: Du kannst über Dein persönliches Leiden hinwegsehen. Direkt in die Ewigkeit hinein und aus der Ewigkeit heraus.
Die völlige Konzeptlosigkeit. Unbeschreibbar, wortlos, so intim und persönlich, dass niemand jemals darüber sprechen können wird. Konflikte gibt’s hier nicht. Hat es noch nie gegeben. Wird es auch nie geben.
Hab unbedingtes Vertrauen in das, was du unausweichlich schon bist. Gib dich ganz an das hin, was du jetzt vielleicht nur ahnen kannst und wisse: Du wirst erhört. Das ist der Weg des Vertrauens in die Liebe, die zum gegebenen Zeitpunkt alle Wege in sich zusammenfallen lässt und Dich in Dein unbedingtes und zeitloses Sosein entlässt.
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woh. exakt auf den Punkt gebracht, wie eine Bruchlandung, wo keiner bricht und keiner landet und es macht nichts.
Erreicht mich irgendwo, wo ich nicht hinschauen kann und doch ist da Weite und Tiefe, ein Geschmack von Ewigkeit. Keine Ahnung. Und es macht nichts.
Vielleicht doch Liebe???
Liebe Martina, „Vielleicht doch Liebe???“, ja. Liebe die schon immer da ist und nie weg war und nie weg sein wird. Jedoch nichts, was wir erfahren könnten, als Erfahrung, weil wir sie schon sind. :-*
Sehr wahrhaftig und hilfreich. Ich vermute allerdings, dies gilt nur wenn das Leben in einem „normalen“ Ablauf ist und keine Extremsituation, wie z.Bsp. Kriegsgebiete und ähnliche Katastrophen, oder wenn Kinder misshandelt werden, oder? Freue mich auf Deine Antwort.
Liebe Lara, ich vermute, Deine Frage bezieht sich auf diese Passage: „Was wir nicht sehen, ist, dass jeder Mensch nach seinem Glauben denkt, fühlt, spricht und handelt und in Wirklichkeit niemals etwas gegen einen anderen gerichtet ist, sondern immer nur gegen sich selbst. Der Ursprung des Konflikts liegt immer in uns selbst. Hier beginnt jeder Krieg.“
Täter, die Kinder misshandeln, misshandeln nur oberflächlich betrachtet, das Kind. In Wirklichkeit misshandeln sie sich selbst. Das Kind steht stellvertretend für ein verdrängtes Gefühl. Kein Mensch, der im Einklang mit seinen Gefühlen lebt und bereit ist alle seine inneren Regungen wahrzunehmen, wie sie sind, käme auf die Idee Gewalt auszuüben.
Deshalb sagte ich: „Der Ursprung des Konflikts liegt immer in uns selbst“. Der Ursprung ist die Trennung von dem, was wir wahrnehmen. Wir wollen uns selbst nach unserem Selbstbild wahrnehmen. Kommen Gefühle auf, die nicht zu dem passen, was wir wollen, werden sie auf unterschiedlichste Art verdrängt. Je verdrängter die unliebsamen Gefühle sind, umso verdrängter sind auch die liebsamen Gefühle.
Ein Mensch, beispielsweise, der ein Gefühl der Ohnmacht zutiefst verdrängt, weil er sie als Schwäche interpretiert, die nicht erlebt werden soll, hat auch kein gesundes Gefühl für seine natürliche Handlungsfähigkeit. Deshalb ist der Ausdruck von Gewalt anderen gegenüber oft die einzige Möglichkeit sich selbst als existent zu erfahren.
Jeder Krieg, jede politische Krisensituation und ihre Aufrechterhaltung haben ihren Ursprung in verdrängter Wahrnehmung und der Nichtbereitschaft alles zu erleben, was an Emotionen, Impulsen usw. auftaucht. Daran ist niemand schuld, denn wir leben in Verdrängungsdynamiken, die unser Selbstempfinden formen. Und doch sind Missbrauch und Gewaltverbrechen selbstverständlich nicht zu tolerieren.
Herzlich, Nicole
Wow – was für ein wundervoller Text!
Lieben Dank auch Dir, Ulli – auch für die Spende! :-)<3
Liebe Nicole, herzlichen Dank für diesen schönen gehaltsvollen Text. Aus meiner tiefen Innenwelt entsteht alles….auch der Konflikt und wenn ich erkenntnisreif bin, dann sehe ich diese Entstehung von Konflikten in mir, der Schleier hebt sich…wie schön du es ausdrückt ä…soweit gut…
Wenn jetzt möglichst viele Menschen erkennen würden, dass alle Konflikte in Ihnen selbst entstehen, und dass es nichts zu tun gäbe, außer die verdrängten nicht wahrgenommen Gefühle zu spüren, dann könnten wir doch in Frieden miteinander leben, oder?
Ein Traum meiner beschränkten Weltsicht?
Wenn sich nur der Schleier von allen Leuten heben würde….Lohnt es sich nicht, sich dafür einzusetzen? Oh nein, eine neue Dualität…das kann doch nicht das Ganze sein…
Es ist für mich schwer auszuhalten, dass soviel Zerstörung und Krieg da draußen herrscht, Aber das ist ja nur die Außenwelt, die eigentlich ja nur in mir aufgrund meiner Wahrnehmung entsteht oder?
Ich wende mich bewusst ab von den Medien Berichten und richte mich in meiner kleinen eigenen privilegierten und nach Selbsterkenntnis ausgerichteten Welt ein und bin froh, dass ich in einem freien demokratisch regierten Staat im relativen Wohlstand gut und friedvoll und ohne Verfolgung lebe…während immer klarer zu sehen ist, dass wir Menschen alles kaputt machen..
Ich bekomme keine vollständige Sicht auf das große Ganze in mir, trotz unermüdlichem Streben, so lege ich mich hin und vertraue auf die Liebe und das alle Wege in mir zeitlos zusammenfallen, wie du so schön es ausgedrückt hast. Doch wie fühlt sich das an? Wenn ich morgens aufwache, dann ist für eine kurze Zeit ein unglaublicher Frieden da…dann lebt etwas in mir zeitlos. „ja“ das stimmt, sagt das Gefühl und „vielleicht“ sagen die Gedanken und wenn ich diesen Körper verlasse, passiert eigentlich nichts außergewöhnliches, außer dass…ich nicht mehr in gewohnter Form da bin…
Liebe Grüße von Andreas
Lieber Andreas, „Wenn jetzt möglichst viele Menschen erkennen würden, dass alle Konflikte in Ihnen selbst entstehen, und dass es nichts zu tun gäbe, außer die verdrängten nicht wahrgenommen Gefühle zu spüren, dann könnten wir doch in Frieden miteinander leben, oder?
Ein Traum meiner beschränkten Weltsicht?“
Ähm. Ja. 😀
Die Instanz, die sich Frieden für immer auf Erden, überall und zwischen allen Lebewesen wünscht, ist die Instanz, die dadurch den Krieg erst erschafft.
Auch und zuallererst in Dir. Es ist eine Sichtweise, um die es geht. Ganz einfach gesagt, wenn alles in Dir sein darf, wie es ist und wie es auftaucht, dann fällt diese Ichinstanz weg. Bzw. ihr Fehlen bewirkt im Grunde, dass alles so sein darf, wie es in Dir geschieht. Es wird erkannt, dass alles grundlegend in Frieden ist, so, wie es ist.
Jede Regung von Dir ist einfach eine Regung, die geschieht. Jeder Gedanke, jedes Gefühl usw. Alles passiert einfach so, wie es passiert. Der Druck diese Regungen zu beurteilen schafft Selektion und Selektion (gut und schlecht, besser und schlechter …) ist Krieg.
Vertrau darauf, dass die Ursachen für alles, was geschieht, nicht verstehbar für Dich sind. (Für niemanden). Weil es in (totaler) Wirklichkeit keine Ursachen gibt. Alles entstammt nur dem Zwang sich besser zu fühlen und das entstammt der getrennten Sichtweise. Nimm wahr, was sich in Dir regt und sei damit. Mehr geht nicht. Wenn Du in Deinen Augen benachteiligten Menschen helfen willst, dann tu es. Wenn Du Dich für Frieden einsetzen willst, dann tu es. Du kannst alles tun, was in Dir auftaucht, es gibt keine Regeln und keinen Grund.
Weder für etwas, noch gegen etwas. Der einzige Maßstab ist das, was in Dir passiert. Nur das allein weist Dir die Richtung. Du kannst genau so gut das machen, was Du tust: „Ich wende mich bewusst ab von den Medien Berichten und richte mich in meiner kleinen eigenen privilegierten und nach Selbsterkenntnis ausgerichteten Welt ein und bin froh …“ das ist genau so gut, wie in Krisengebiete gehen und dort zu helfen.
Ja, Menschen machen Dinge kaputt. Und sie bauen auch Dinge auf. Hier wird Waffenstillstand geschlossen, dort wird ein Krieg entfacht. Hier werden Erfolge gefeiert, dort drüben gibt es gerade nur Niederlagen. Es gibt auf der Ebene von „Leben“ keine Einheit. Die Einheit ist das, was alldem zugrunde liegt. Was immer schon ist. Alles eine Frage der Perspektive. LG Nicole
Ganz herzlichen Dank liebe Nicole für Deine ausführliche Antwort. Ich meinte allerdings weniger den Täter, sondern ehe das Opfer. Also egal ob ein Erwachsener in die
Hände eines Psychopathen fällt, oder ein Kind. Aus der Sicht des Opfers ist der vorhandene
Konflikt ja nicht eine Spiegelung ihres inneren Konfliktes, bzw. wie Du in Deinem Blogtext geschrieben hast ein Konflikt mit dem eigenen inneren Glaubenssystem. Natürlich ist das eine Ausnahmesituation, und doch passiert sie in jedem Augenblick überall auf der Welt.
Hi nochmal, Lara. Ah ja … Nun, weißt Du … wir wissen gar nichts! 🙂 Wir können im Grunde nichts darüber aussagen warum die Dinge geschehen. Es sind alles nur Vermutungen bzw. Beobachtungen, Annahmen. Meine Beobachtung ist, dass selbst Kinder nicht als weißes Blatt Papier auf die Welt kommen. Die Prägung scheint schon viel früher stattzufinden und der Wahrnehmungsstil, nachdem alles beurteilt wird, scheint schon lange vor der Geburt da zu sein.
Warum wird jemand in ein Kriegsgebiet hineingeboren und ein anderer nicht? Ganz am Ende aller Ideen, gibt es auf diese Fragen keine Antwort. Und jede Antwort, auch meine, kann nur relativ sein, und relativ „stimmen“. Es kommt immer auf die Perspektive an, aus der wir schauen. Wenn wir auf der persönlichen Ebene schauen, dann können wir sagen, dass bestimmte Kräfte sich anziehen, meist gegensätzliche, um sich zu verbinden. Opfer-Täter. Welche Verbindungen das sind … wer weiß? Und vor allem – darin liegt niemals eine Schuld. Es sind einfach immer Kräfte, die wirken. Ganz unpersönlich. Der Minuspol zieht den Pluspol an. Genau das wirkt auch in uns auf seine ganz eigene Weise. Wir können dabei weder etwas verhindern noch etwas willentlich herbeiführen.
Schauen wir vom absoluten Standpunkt aus, dann gibt es das alles gar nicht. Weder Opfer, noch Täter, dann gibt es nur das, was gerade erscheint. Ohne Grund, ohne Konzept, ohne Richtung. Es geschieht einfach, was geschieht. Aber dieser Standpunkt ist für die wenigsten Menschen einsichtig. LG Nicole
Frieden ist eine Sichtweise die ich fühlen kann, darin gibt es in dem Moment nichts anderes. Ich kann sogar bemerken und fühlen auf welche Art und Weise sich Unfrieden wieder einschleicht und gleichzeitig bemerke ich dass ich Frieden bin. Ich brauche auch nicht krampfhaft an diesem Frieden festzuhalten, weil ich Angst habe ihn zu verlieren, denn ich weiß wohin ich mich wenden kann, es geschieht, weil ich es weiß. Wenn es nicht geschieht, weiß ich es auch und das ist auch kein Problem.
Aus der Anarchie der Liebe, aus der Dunkelheit, schießen permanent, also ewig und noch einmal, Amors Pfeile und machen das Ewige in mir ‚ ein wenig mit den nicht existenten Augen blinzeln‘ :-)) jajaaã, alles klar🙃
und sie besingen unsre Natur: die in sich ungeborenes Sein ist. Etwas, das nie geboren ist, wird nie verändert werden können. Es wird auch nie sterben. Das ewige Leben ist DAS, was jetzt ist. Das ewige Leben ist die Wirklichkeit und die Verwirklichung und da gibt es keinen Unterschied. Die Wirklichkeit verwirklicht sich als ‚Ewiges Erleben.
Genau hier.
Genau jetzt.
Mit und in allem, was ist…ohne Ausweg’… Erinnert NICOLE PASKOW*******
wenn ich das höre, sprudelt die Lebensquelle sowass von heftig!!!
und macht mich weinen und lachen und lachen und weinen… Alles zugleich.
Maja 🙂
wollte sagen: Amors BITTERSÜßE Pfeile……
Jetzt weiß ich endlich, warum ich keine Mediationsausbildungen mehr durchführe. Liebe Nicole, das bringt mich zum Durchatmen. Während all der vielen Mediationsdurchgänge haben wir ein Modell zur Selbst-Mediation entwickelt und das ist, was ich in Deinem Text wiederfinde. Wieder ist es, wie in die richtige Schublade zu fallen, wunderbar. Sehr komplex, sehr anspruchsvoll, aber möglich. jetzt, nach vielen Jahren des Erkundens. Ein für mich sehr hilfreiches Tool ist immer der Satz: Das, was jetzt ist, ist das, was ich gewählt habe. Damit manövriere ich mich gut durch minenverseuchte Gewässer.
Danke, Danke, für diesen aufschluß- und erkenntnisreichen Text. Großartig!
Sabine: 🙂
Sehr aufschlussreich ist die Antwort von Dir liebe Nicole, auf den Kommentar vom Andreas, da ist alles enthalten was wesentlich ist- aus meiner Perspektive.
Vielleicht magst Du aus Deiner Perspektive auf den Text von Sabine schauen, auf der einen Seite hört sich der Satz mit dem wählen super gut an, und auf der anderen Seite würde dies bedeuten es gibt den freien Willen. Vielleicht gibt es ihn und gibt es ihn nicht. Das würde zu dem Paradoxon passen, jedoch habe ich Dich immer so verstanden dass es ihn nicht gibt (den freien Willen). Danke im Voraus für Dein „draufschauen“.
Liebe Lara, ja … es ist wieder eine Frage der Perspektive. Wenn wir aus der Icherfahrung schauen, dann sieht es so aus, als hätten wir eine Wahl, als wären Wir Täter, Handelnde, Initiatioren usw. Dann fühlen wir auch Schuld, Verantwortung und auch Unschuld und Freiheit. Die Ichperspektive beinhaltet die Wahl, da sie immer zwischen richtig und falsch, gut und böse hin und her pendelt. Sie kann nicht anders, denn das ist, was sie ausmacht: Der Wunsch zu sein und der Wunsch alles gegen das Nichtsein zu tun, was in der Tiefe immer mit schlechten Gefühlen und schwierigen Situationen assoziiert wird. Die Ichperspektive glaubt felsenfest an ihre Isolation, daran, dass sie allein ist und von „allem anderen“ getrennt. Die ganze Welt in ihren Widersprüchen und Kontrasten entsteht aus dieser Perspektive.
Was Sabine meint ist, dass es sie (aus der Ichperspektive) erleichtert, dass sie es ist, die sich die bestehende Situation ausgesucht hat. Das verleiht ihr das Gefühl es selbst in der Hand zu haben, wie sie auf die Dinge reagiert. Es erleichtert vom Gefühl des Ausgeliefertseins. Aber eben immer nur temporär, weil wir unseren dunklen Seiten nunmal leider nicht entkommen können, es aber immer wieder hoffen und probieren. Das ist einfach so …
Aus der ungeteilten Perspektive wird gesehen, dass die Dinge geschehen, ohne „jemanden“ der sie tut. Sie passieren einfach so. Keiner „macht“ sie. Kräfte ziehen sich an, stoßen sich ab, bilden Verbindungen, lösen sich wieder auf. Die Natur ist so ein wunderbarer Spiegel für uns. Wir brauchen nur klar beobachten, was in ihr geschieht. Mit welcher Selbstverständlichkeit, mit welcher Anmut, mit welchem Gleichmut alles scheinbar kommt und geht. Wir sind Dasselbe. Da ist niemand, der sich einmischt. LG Nicole
Kleiner Nachtrag: Der Satz um den es mir geht bei Sabine, fühlt sich so an, dass ich mir selbst dann vorwerfen könnte, ich habe falsch gewählt. Dann wäre das was ist nicht so wie es ist, sondern das Ergebnis meiner Wahl…oder denke ich gerade zu kompliziert?
Hi, liebe Lara, – du bringst mich auf eine Idee, mit dem Wählen. Doch daran hatte ich in all den Jahren tatsächlich nie gedacht, werde ich wahrscheinlich auch nicht machen. Ich wähle nicht vorher, was ich hinterher erleben möchte.
Ich glaube, ich habe mich selbst beruhigt, (wie ein Schnuller), habe ich versucht, solche für mich als unangenehm wahrgenommen Trigger von Leuten für mich verwertbar zu machen, so, dass ich ihnen anschließend „Danke“ sagen konnte. Denn immer habe ich gefunden, was als puzzle-Stein noch in mein System hinein wollte. Eigentlich haben mich dieses Erlebnisse immer angetrieben, schnell zu erkunden, wofür sie da sind, damit ich wieder Frieden in mir finde. Das mache ich immer noch so und funktioniert gut. Und ich glaube mittlerweile, es ist leider auch ein Hamsterrad. Das möchte ich noch heraus finden. Dafür sind mir alle Eure Kommentare „heilig“, vielen, vielen Dank dafür. Eine Spur ist in Sicht.
Hier noch kurz eine Beobachtung von gestern: ein Vater schuckelt ein Baby auf dem Arm, der nicht aushält, dass sein Kind „mäh mäh mäh“ gekräht hat. und ich frage mich, wo bleibt dieses Schuckeln? Wann hört es auf? Wer schuckelt dich oder mich? – Diese Energie steckt auch in allen von uns, besonders wenn Situationen als konflikthaft erlebt werden. Das sieht zwar aus, als sei es ein anderes Thema, aber ich bin sicher, dass es hier in gehört.
Dankeschön, liebe Sabine für Deinen Kommentar! 🙂
Hallo liebe Sabine, vielen herzlichen Dank für Deine Zeilen. Und ja, ich würde sagen, was jeweils für Dich funktioniert ist das Richtige in diesem Moment. Und das kann etwas ganz anderes sein als für mich und jeden Anderen. Wir leben in einem Meer aus Möglichkeiten, und man kann vieles ausprobieren. Nichts ist allgemein gültig.
So ein schöner, bereichernder Austausch in den Kommentaren!
danke dafür