Transformation bedeutet nicht loslassen- anhören

von Nicole Paskow

 

Es gibt eine weit verbreitete Vorstellung, dass Transformation bedeutet, etwas „loszulassen“. Dass wir einfach aufhören können, an alten Mustern festzuhalten, indem wir sie erkennen und uns für etwas Neues entscheiden. Doch wer wirklich tief in den Prozess der Veränderung eingetaucht ist, weiß: Es funktioniert nicht so.

Denn solange ein Thema in uns noch aktiv ist, solange wir es wiederholen, daran leiden oder es uns immer wieder begegnet, ist es nicht einfach „loszulassen“. Es ist nicht vorbei, weil noch etwas daran für uns wahr ist. Es hält uns nicht fest – wir halten daran fest, weil es noch etwas gibt, das wir daraus ziehen müssen.

Ich habe das oft bei meiner Tochter beobachtet. Wenn sie sich für ein Thema begeistert, dann gibt es in diesem Moment nichts anderes mehr auf der Welt. Sie stürzt sich mit aller Kraft hinein, taucht vollständig ein, bis sie es bis ins letzte Detail durchlebt hat. Ob es eine Serie, ein Idol oder ein Verliebtsein ist – sie geht völlig darin auf. Sie kann denselben Film zehnmal ansehen, bis sie jeden Dialog mitsprechen kann. Und dann, irgendwann, fällt es von ihr ab. Es ist nichts mehr drin, was sie noch nicht gesehen, gefühlt oder verstanden hat. Erst dann kann das Nächste zu ihr kommen. Nicht vorher.

Und genau so funktioniert echte Transformation.

Warum alte Muster nicht einfach verschwinden

Viele Menschen kämpfen mit ihren Mustern. Sie versuchen, „endlich loszulassen“, sich von negativen Glaubenssätzen zu befreien, alte Wunden zu heilen. Doch warum kommen dieselben Themen immer wieder? Warum tauchen dieselben Herausforderungen auf, egal wie sehr wir daran arbeiten?

Weil sie noch nicht erschöpft sind.

Ein Glaubenssatz kann nicht verschwinden, solange er noch eine Funktion hat. Solange noch eine Emotion daran haftet, eine Überzeugung, eine Bedeutung. Solange er uns noch etwas gibt – eine Bestätigung, eine Rechtfertigung, eine Identität.

Ein Thema ist erst dann durch, wenn es nichts mehr für uns enthält.

Nicht, weil wir es loslassen – sondern weil wir es so vollständig durchlebt haben, dass es keinen Unterschied mehr zwischen „mir“ und dem Muster gibt. Es ist nicht mehr sichtbar, weil es nicht mehr getrennt von mir existiert.

Das bedeutet: Wir verlieren keinen alten Glauben – wir durchdringen ihn, bis nichts mehr daran „anders“ ist als wir selbst.

Warum wir uns immer wieder im Kreis drehen

Solange ein Muster noch aktiv ist, solange es noch Energie zieht, dreht es sich weiter. Das ist der Grund, warum wir oft das Gefühl haben, dass wir uns im Kreis drehen. Warum wir immer wieder an denselben Punkt kommen, obwohl wir doch schon „so viel an uns gearbeitet haben“.

Weil das Thema noch nicht ganz erfahren wurde.

Solange wir es nicht bis in die tiefste Schicht durchdrungen haben, bleibt etwas daran unbewusst. Solange wir es nicht vollständig gefühlt haben, bleibt ein Rest von Widerstand oder Unklarheit. Und dieser Rest zieht uns wieder zurück.

Ein alter Glaubenssatz ist erst vorbei, wenn nichts mehr darin ist, das wir für wahr halten.

Und das kann nicht einfach entschieden oder mental herbeigeführt werden. Es geschieht erst, wenn jede Information daraus aufgenommen wurde – genau wie meine Tochter den Film nicht früher loslässt, als es für sie natürlich ist.

Die entscheidenden Fragen für echte Transformation

Wenn wir in einem Muster feststecken, ist der Versuch, es loszuwerden, oft genau das, was es festhält. Stattdessen hilft eine andere Herangehensweise:

Was hält mich in dieser alten Energie?
Was gibt mir diese Verhaltensweise, die ich immer wiederhole?
Welchen Glauben bestätigt sie in mir?
Was muss ich glauben, damit diese Situation immer wieder auftaucht?

Diese Fragen führen nicht raus aus dem Thema – sondern tiefer hinein.

Tiefer in den Film. Tiefer in die Frequenz, die uns an diesem Punkt hält. Tiefer in das, was in uns noch „Ja“ dazu sagt, obwohl wir glauben, es loswerden zu wollen.

Denn Transformation geschieht nicht durch Widerstand. Nicht durch den Versuch, etwas anders zu machen oder sich anders zu fühlen. Sondern durch ein völliges Eintauchen – bis es nichts mehr gibt, das sich „anders“ anfühlt.

Wenn nichts mehr dagegen steht, geschieht der Wandel von selbst

Das ist der Punkt, den viele übersehen: Wir können das nicht erzwingen.

Wir können nicht „beschließen“, dass ein Thema vorbei ist. Wir können nicht „entscheiden“, dass etwas uns nicht mehr belastet.

Der Verstand möchte das gern – aber die Transformation geschieht auf einer tieferen Ebene.

Es ist kein mentaler Prozess, sondern ein organisches Entwachsen aus der alten Struktur.

Es fällt nicht ab, weil ich es loslasse – sondern weil ich nichts mehr daran festhalte.
Es ist nicht mehr da, weil es nichts mehr in mir gibt, das daran „anders“ ist als ich selbst.
Nicht, weil ich etwas aktiv getan habe – sondern weil es vollständig durchlebt wurde.

Wenn wir wirklich aufhören, das Thema zu „bearbeiten“, es „wegzumachen“ oder dagegen anzukämpfen – dann kann es sich von selbst auflösen.

Wenn wir nicht „raus“ können, müssen wir „durch“

Wenn wir Transformation als ein „Loslassen“ verstehen, setzen wir uns unter Druck. Dann glauben wir, dass wir uns „falsch“ verhalten, wenn wir in alte Muster zurückfallen. Dann kämpfen wir mit uns selbst und versuchen, eine Veränderung herbeizuführen, die sich einfach noch nicht vollzogen hat.

Doch wenn wir verstehen, dass es um vollständiges Durchdringen geht, verändert sich alles.

Dann müssen wir uns nicht beeilen. Wir müssen nichts forcieren. Wir müssen nur so lange präsent sein mit dem, was ist, bis nichts mehr darin übrig ist, das Widerstand erzeugt.

Dann verschwindet es von selbst.

Nicht, weil wir es loslassen.
Sondern weil es einfach nicht mehr da ist.

Manchmal braucht es eine andere Perspektive, um wirklich zu erkennen, was noch in einem Muster steckt – und genau das können wir in einem Gespräch gemeinsam erkunden.

Schreib mir gerne eine Nachricht oder buche ein Gespräch mit mir. Ich freue mich, Dich auf diesem Weg zu begleiten!

 

 

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In einer Welt, in der das Offensichtliche selten hinterfragt wird, lädt „Ein Riss in der Realität“ dazu ein, tiefer zu blicken und die unsichtbaren Fäden zu entdecken, die unser Sein durchdringen. Dieses Buch versammelt 24 inspirierende Essays, die ursprünglich als Adventskalender auf Nicole Paskows Blog entstanden sind.

Jeder Text öffnet ein neues Fenster in die Weiten unseres Bewusstseins und ermutigt den Leser, die wahre Natur des Menschseins zu erkunden. Es ist eine Einladung, mit den inneren Augen zu sehen und die Klarheit zu finden, die in der Essenz unserer Existenz verborgen liegt.